Pfarreiengemeinschaft
Treis-
Im Jahre 1970 fand sich bei der Renovierung der Orgelempore unter dem Fußboden ein
Holztäfelchen mit folgender Aufschrift: „ANNO 1728 DEN 21, AUGUSTI HATT DISSE SCHREINERARBEIT
VERFERTIGT JOES ERNESTUS PÜTZ, GERICHTS-
Prof. Dr. Ferdinand Pauly, Kirchenhistoriker in Trier, bestätigte 1978 diese Zeitangabe.
Er fand sie belegt durch einen Eintrag in der sog. „Kirchenfabrik" des Stifts in
Karden. Gemeint ist ein Heft mit handschriftlichen Aufzeichnungen in lateinischer
Sprache über Einnahmen und Ausgaben für den Kirchenbau von St. Castor.1 Ferdinand
Pauly berichtet darüber: „Unter dem 4. Dezember 1728 erhielt der Orgelbauer Stumm
aus Rhaunen-
Die älteste Nachricht über eine Orgel in St. Castor stammt aus der Mitte des 14. Jahrhunderts. Zur Erhöhung der Festfeier des Agnestages (21. Januar) machte der Vikar des Altars St. Agnes, Wirich von Lützingen, eine Stiftung, damit die 1. Vesper (am Vorabend) mit Orgelbegleitung gesungen werden konnte.3 Also gab es um 1350 eine Orgel in St. Castor. Dieselbe ist wohl bald nach 1300 aufgestellt worden, da das frühgotische Langhaus um diese Zeit vollendet war. Wahrscheinlich stand die gotische Orgel im westlichen Joch vor der nördlichen Hauptschiffwand.
Rund 400 Jahre diente sie bereits dem Lob Gottes, als das Stiftskapitel von Karden
Johann Michael Stumm, den Begründer der berühmten Orgelbauerfamilie Stumm, mit dem
Bau einer neuen großen Orgel für die Stiftskirche beauftragte. Wenige Jahre zuvor,
1721-
Für Karden schuf Johann Michael Stumm seine erste nachweisbare dreimanualige Orgel mit Hauptwerk (Oberwerk), Rückpositiv und Echowerk (im Kasten unter dem Hauptwerk) sowie dem Pedal4.
Die Stumm-
Der Orgelprospekt auf der Empore vor der Westwand bringt in das frühgotische Hauptschiff einen zurückhaltenden aber deutlichen barocken Akzent. Auf dem schmalen Untergehäuse ruhend streben die drei Türme des Hauptwerkes hoch in den gewölbten Raum. Sie sind bekrönt mit lebensgroßen Figuren. Auf dem mittleren Turm steht König David mit der Harfe, auf den beiden Nebentürmen je ein Tuba blasender Engel.
„Der von Johann Michael Stumm in Karden erstmals realisierte Orgeltyp zeichnet sich durch besondere Ebenmäßigkeit sowohl des äußeren Bildes als auch der inneren Anlage aus. Er ist in dieser Hinsicht von den verschiedenen Orgelmodellen des Meisters, die sich alle durch hohe Qualität auszeichnen, das gelungendste."5
1Landeshauptarchiv Koblenz: Bestand Nr. 717. Ausgaben
2PAULY, Ferdinand: Das Stift St. Kastor in Karden an der Mosel. Berlin 1986. 29
3Ebd. 29
4BÖSKEN, Franz: Die Orgelbauerfamilie Stumm aus Rhauen-
5EPPELSHEIM, Jürgen: Festvortrag in Karden, 17. Juni 1973
Bei allen Türmen und Feldern ist oben über die Pfeifen vergoldetes Schnitzwerk gelegt
und von den Prinzipaltürmen schauen Engelsköpfe herab. Ein Feston aus geschnitzten
Blüten und Früchten, das in zarten Pastelltönen gehalten ist, hängt über der Spielanlage.
Das Rückpositiv -
Veränderungen und Wiederherstellung
„Am 16. März 1763 wurde Franciscus Claus (aus Cochem) zum Organisten gewählt, der gleichzeitig Orgelbauer war. So erhält er am 2. Juli den Auftrag, die noch fehlenden Register anzufertigen."6 Er besetzte den Platz des dritten Pedalregisters mit einer Posaune 16' und fügte im Rückpositiv das bereits von Stumm vorgesehene Cromhorn 8' hinzu.
In einem Brief von 1838 -
Der Orgelbauer L. Bröcher aus Merzig unterzog das Werk im Jahre 1901 einer gründlichen Reparatur. Dabei erfolgten einige Veränderungen, welche den Klang der Orgel dem Zeitgeschmack annähern sollten. Die Mixtur des Hauptwerkes wurde von vier auf drei Chöre reduziert; im Rückpositiv wurde sie ganz entfernt. An ihre Stelle trat ein Geigenprinzipal 8'.
Schwerwiegende Veränderungen, die leicht zu einer totalen Zerstörung des originalen Bestandes hätten führen können, erfolgten im Jahre 1935. Die barocke Empore, einst nur für die Orgel geplant, bot dem Kirchenchor nicht genügend Platz. Darum wurde das Untergehäuse mit mechanischer Spielanlage und Echowerk entfernt, dazu das Hauptwerk höher gesetzt, so dass die Sänger darunter stehen konnten. Man elektrifizierte die Traktur, stellte einen separaten Spieltisch seitlich auf die Empore und schloss zunächst lediglich elf Register des Hauptwerkes an. Der neue Spieltisch sah nur zwei statt der bisherigen drei Manuale vor. Das Echowerk sollte durch ein Oberwerk ersetzt und dieses auf das zweite Manual gekoppelt werden.
Es war wohl die Faszination der technischen Möglichkeiten, die diesen -
Inzwischen hatte ein Umdenken eingesetzt. Die Erhaltung der alten wertvollen Instrumente stand im Vordergrund. Nach der Restaurierung der Stiftskirche im Jahre 1954 bemühte sich Pfarrer Franz Brühl bereits 1957 um die Orgelrestaurierung.
Orgelbauer und Wissenschaftler planten gemeinsam die Rückführung des Werkes in einen
Zustand, der dem ursprünglichen entsprach: Rekonstruktion eines Untergehäuses; Pedalanlage
am originalen Ort; Echowerk mit originaler Schleiflade im Untergehäuse; Spielanlage
wie die ursprüngliche in der Front des Untergehäuses mit rein mechanischer Spiel-
begonnen. Seitdem ist der Tonumfang um 15 Töne bis f erweitert. Die Quintflöt 1-
Bedingt durch die umfassenden Sanierungs-
Mit der Orgelweihe am 18. März 1973 und dem Orgeltag am 17. Juni 1973 wurde die gelungene Restaurierung des bedeutenden Orgelwerkes durch die Firma Johannes Klais Orgelbau KG, Bonn, abgeschlossen.
Im Jahre 2009 wurden gravierende Schimmelpilzbildung an der Orgel und am Spieltisch festgestellt, die ein schnelles Handeln notwendig machten und von der Orgelbaufirma Krawinkel aus Trendelburg/Deisel bereits im Herbst 2009 beseitigt wurden. Chefintonateur Herr Thomas Heinemann der Firma Krawinkel führte die Intonationsarbeiten aus.
6 BÖSKEN, Franz: Wie Fußnote 4. 73
Text: Helmut und Annemarie Ritter
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Die Stumm-