Neues Kunststättenheft Castor-Stift
Der Rheinische Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz hat jetzt ein neues
Kunststättenheft herausgegeben. Der Autor Dr. Klaus Freckmann geht in der Broschüre
mit dem Titel “Das ehemalige St. Castor-Stift in Karden a. d. Mosel” nicht nur den
Spuren des alt-e
hrwürdigen Stifts an der Nahtstelle von Eifel und Hunsrück nach,
sondern er reflektiert auch die Geschichte des weit über die Region hinaus bekannten
“Berg des Marses”, des Martberges, oberhalb von Pommern, mit seinen europäischen
Dimensionen.
Ausgrabungen belegen dort eine bis in die Spätantike reichende gallo-römische Befestigungsanlage
mit Umgangstempeln und ihrer großangelegten Siedung mit urbanem Charakter. Es wurde
bereits viel über diese geschichtliche Symbiose von Martberg und Castor-Stift geschrieben,
doch es gibt immer wieder neue Details, die bislang unbekannt waren.
Am Fuße des sagenumwobenen Archäologieparks bildet sich die gallo-römische Siedlung
“vicus cardona” mit seinen nachgewiesenen zahlreichen Töpfereien, nachweislich etwa
30 Öfen, und auch auf halbem Wege an der uralten Prozessionsstraße zum flachen Plateau
mit seiner keltischen Befestigungsanlage ein Umgangstempel. Ein Großteil der antiken
Funde kann im Stiftsmuseum auf drei Etagen gesichtet werden. Errichtet wurde es im
ehemaligen Refektorium, erbaut 1238.
Wie der Autor schreibt, ist in Karden zumindestens im religiösen Bereich die Kontinuität
des Mittelalters mit der Spätantike greifbar. Darauf deutet der heilige Castor hin,
gestorben um 400, der ein Schüler des legendären Bischofs Maximin war und dessen
Vita eng mit der Mosel und seinen Anrainer-Orten verbunden war. Nicht umsonst wird
Maximin schließlich auch in Lütz als Kirchenpatron verehrt. Ein Teil der Reliquien
des hl. Castors kam nach Koblenz in die dortige Kastorkirche und die anderen Teile
blieben in Karden.
Zunächst scheint aber der für das Christentum in der Moselregion prägende aquitanische
Mönch in Vergessenheit geraten zu sein, bis endlich die Castor-Verehrung im 8. Jahrhundert
wieder stärker auflebte. Diese zeitliche Vakanz von einigen Jahrhunderten ist daher
nicht ganz nachvollziehbar. Trotzdem existierte in Karden nachweislich im 6. Jahrhundert
eine Großpfarrei, die sich an der Wende des 9. zum 10. Jahrhundert zu einem Archidiakonat
für die Untere Mosel entwickelte. Der Archidiakon war dann auch in Personalunion
Vertreter des Trierer Bischofs und gleichzeitig Propst des Kardener Kollegiatsstiftes,
dessen Vorstufen sich bereits in die fränkisch-merowingische Zeit zurück verfolgen
lassen. Mit der napoleonischen Ära und der Versteigerung endeten die vielen Jahrhunderte
des Kollegiatsstiftes.
Mit einer umfangreichen Schilderung des reichen Innenlebens der Stiftskirche und
der vielen historisch wichtigen Gebäude im Stiftsbezirk legt der Autor Dr. Klaus
Freckmann eine qualifizierte Arbeit vor, die ausreichend die Frage beantwortet, ob
es in Karden noch Neues zu entdecken gilt.
Finanziert wurde das Kunststättenheft von der Ortsgemeinde Treis-Karden, der katholischen
Pfarrgemeinde “St. Castor”, Karden und auch vom Freundeskreis Stiftsmuseum.
© Heinz Kugel - 20. Juli 2013