Pfarreiengemeinschaft
Treis-
Am 06.06.1949 wurde Franz Brühl als Pastor in Karden eingeführt.
Er hatte einen Blick für die kunstgeschichtliche Bedeutung der Stiftskirche, sah
aber auch die Kriegsschäden, die nicht passenden Veränderungen der Neugotik und den
trüb-
Um den Bau zu retten, mussten die Fundamente mit Betonsockeln unterfangen und gesichert werden.
Unter der ganzen Kirche wurden starke Eisenträger eingezogen, die an den Stützpfeilern verankert wurden. Sie gaben dem Bau den notwendigen Halt.
Zuerst aber musste die Kirche ausgeräumt, die Altäre abgebaut und der Boden aufgerissen werden. Ein trostloser Anblick!
Aber es wurden auch sehr interessante Entdeckungen gemacht. Hinter dem Sakramentshäuschen
kam ein schwarz-
Auf den nachfolgenden Bildern ist festgehalten, wie der Hochaltar aus Terrakotta, der die Anbetung der Heiligen Drei Könige darstellt, Stück für Stück abgebaut wurde. Er war aus vielen einzeln gebrannten Stücken zusammengesetzt.
Am 25. Juli 1954 -
Der Innenraum erhielt die ursprüngliche Farbgebung des 13. Jahrhunderts. Die bei der Instandsetzung entdeckten gotischen Fresken, die Restaurierung der Altäre und Bilder erfreuen den Betrachter noch heute.
Und dann kam die Moselkanalisation (1958–1964). Die Erhöhung des Wasserspiegels der
Mosel führte zu Boden-
Auf dem rechten Bild sieht man die innere Eisenkonstruktion der tongebrannten Teile.
Die romanische Mensa -
Als man die Vorderseite der romanischen Mensa aufbrach, entdeckte man genau in der Mitte das Reliquiengrab in einer großen viereckigen Kammer. In dieser Kammer lag eine Bleikapsel.
Darin befand sich das Siegel des Weihbischofs Daniel von Wichterich, aus dem Orden der Karmeliter. Er hatte im Auftrag des Erzbischofs Balduin von Luxemburg den Altar 1321 geweiht.
Neben der Weiheurkunde fand man in der Kammer auch Reliquien.
Weblänge 14x12x28 cm. Katalog Glanz und Größe des Mittelalters S.412
Das aus bunten Seidenfäden gewebte und gut erhaltene Reliquiensäckchen befindet sich heute im Stiftsmuseum und war in der Ausstellung „Glanz und Größe des Mittelalters“ vom 04.11.11 bis 26.02.12 im Museum Schnütgen in Köln zu sehen, da es dort gefertigt worden war.
„Gerüstwald in der Kirche“
Arbeiten im Kreuzgang
Abraumhalde vor der Kirche
Im Juli 1965 fanden die Arbeiter im Chor zwischen dem Sakramentshaus und der kleinen
Tür zum Nordturm, also dort, wo heute der Drei-
Heinrich von Bolanden +1286
Die große Schieferplatte war schon abgetreten. An einer Seite war zu lesen:
DE BOLANDIA PIE MEMORIE I ECCLESIA.
Auf Wunsch von Herrn Dr. Winfried Willicks zeichnete Herr Bernd Arnold aus Karden diesen Rekonstruktionsversuch der Grabplatte des Heinrich von Bolanden.
Franz Brühl schreibt in der Chronik II: „Am 21.08.69 habe ich diese Gebeine in einem kleinen Sarg hinter der alten Schieferplatte in der Krypta beigesetzt.“ Auf der Schieferplatte befindet sich ein Metallwappen derer von Bolanden.
Aus dem Jahrbuch Kreis Cochem-
(Herr Arnold erlaubte uns, die Zeichnung zu nutzen.)
Heinrich von Bolanden war Archidiakon des Erzbistums Trier und der wohl bedeutendste Probst des Kardener Stifts. Ihm haben wir die Vollendung der St. Castor Kirche zu verdanken, denn er ließ das Langhaus und die Seitenschiffe im frühgotischen Stil erbauen. Er gab damit der Stiftskirche das Aussehen, das wir heute kennen und bewundern. 1295 war der Bau vollendet. Das erlebte er nicht mehr.
Ab Mai 1966 führte das Amt für Vor-
Die bei den Grabungen gefundenen Schuhreste konnten vom Deutschen Ledermuseum in Offenbach zum Teil wieder zu „richtigen Stiftsherrenschuhen“ zusammengenäht werden.
Ein Paar Schuhe ist im Stiftsmuseum zu bewundern.
Pastor Brühl schreibt auf Seite 48 der Chronik II:
„Heute (18. X. 68) haben wir alle bei den Ausgrabungen in der Kirche gefundenen Gebeine der Stiftsherren unter der Castorkapelle in einem eigens geschaffenen Hohlraum zwischen Fundament und Boden wie in einem Beinhaus begraben bzw. beigesetzt.“
Die sinngemäße Übersetzung des Textes lautet:
SEHET DIE AUSGEGRBENEN GEBEINE DER KANONIKER DER STIFTSKIRCHE
LIEGEN DORT IN FRIEDE UND FÜR IMMER VEREINT.
Unter dem Heiligen Grab fand man einen Meter tief im Boden ein Grab mit einem Ritter, genau in der Länge der Grablegung.
Sein Schwert, das von der Hand bis zum Fuß reichte, war 1,20 m lang.
Von ihm selbst fand man nur ein Stück der Schädeldecke, Reste des Lederhelmes und Stücke seines Sarges.
Funde fränkischer Gräber, Mauerreste aus römischer Zeit, sowie bislang unbekannte Räume.
Bau der neuen Treppe zur Michaelskapelle (aus Namedy/Rhein)
Neu eingezogene Heizungsmauer
Man nimmt an, dass der Reliquienbeutel neu war, als er in das Sepulcrum des Hochaltars eingelegt wurde. Dafür spricht die noch heute kräftige Färbung des Seidengewebes.
1970 wurde hinter der Orgel die Michaelskapelle wieder hergerichtet. Eine Wendeltreppe
-
Zunächst wurde vor der Vierung eine Bretterwand errichtet und vor dem linken Pfeiler
ein Not-
Foto: Nick, Treis 06.10.66
Später wurde die Notkirche im neuen Jugendsaal (heute Pfarrheim) eingerichtet. Hier fanden die Werktagsmessen und alle Andachten statt. Im Winter wurden hier sonntags vier Messen gelesen. Eine übernahm Engelport. Da es damals selbstverständlich war den Sonntagsgottesdienst zu besuchen, konnten so etwa 400 Gläubige die hl. Messe mitfeiern.
Am 25. Dezember 1970 feierte die Pfarrgemeinde mit der Mette um 06:00 Uhr die erste hl. Messe im St. Castor Dom. „Die Freude ist groß und die Kirche wunderschön. Aber es fehlt noch viel.“ Pastor Brühl in der Chronik (S. 81).
Nachdem die Fundamente gesichert waren, wurde die Kirche eingerüstet, um das Mauerwerk zu verputzen. Danach bekamen die Wände wieder die Ausmalung und Farbgebung aus der Zeit der Erbauung. Nun endlich kamen nach und nach die restaurierten Kunstschätze wieder an ihre alten Plätze zurück.
Nach Abschluss der Sicherungsarbeiten sollte die Orgel auch wieder ihre alte Schönheit erhalten.
Das heißt, der originale Zustand des historischen Stumm’schen Orgelwerkes sollte wieder hergestellt werden. Das übernahm Orgelbaumeister Johannes Klais, Bonn.
Auch das Orgelgehäuse wurde restauriert. Die Blumengirlande aus geschnitzten Früchten, Blüten und Blättern gefällt dem Betrachter.
In Chronik II schreibt Pastor Brühl auf Seite 87:
„Heute, 18. III. 1973 wurde unsere alte-
Viele, die mithalfen bei der Renovation der Kirche und der Orgel waren eingeladen.“
1967 drohte die ganze Rettungsaktion, die etwa zur Hälfte vollendet war, an den Kosten
zu scheitern. Das Bistum Trier hatte 1,5 Millionen DM vorgestreckt und erwartete
das Geld zurück erstattet zu bekommen. Aber danach sah es nicht aus. Es gab einige
sehr unterschiedliche Gutachten. In einem war die Erhöhung des Wasserstandes der
Mosel Grund für die Gefährdung des Domes. In einem anderen hieß es, dass zwei Lindenbäume
und die Eiben nördlich der Kirche dem Boden ungleichmäßig Wasser entzögen. Für Dechant
Brühl zum Verzweifeln. Die Sicherung der Fundamente musste fortgesetzt werden. Aber
woher sollte das Geld kommen? Weder Karden, noch das Bistum, noch der Landeskonservator
in Mainz konnten zur Finanzierung beitragen. Aber Dechant Brühl gab nicht auf. Er
schrieb Bittbriefe an den Bundespräsidenten Lübke, an Bundeskanzler Adenauer, an
den Ministerpräsidenten des Landes Rheinland-
Namhafte Persönlichkeiten baten eindringlich um Hilfe. Große Zeitungen beschrieben in ihren Artikeln die Gefährdung der Kirche. Schließlich konnte aufgeatmet werden. Die Baukosten von 5 Millionen DM wurden von allen, die an der Moselkanalisierung beteiligt waren, übernommen.
Franz Brühl, seit 1956 Dechant, hatte mit seinem unermüdlichen Einsatz die ehemalige Stiftskirche vor dem Verfall bewahrt. Er wurde zum Retter des „Kardener Domes“. Dafür gebührt ihm der Dank der Kardener und der vielen Gäste aus aller Welt, die Jahr für Jahr die ehemalige Stiftskirche St. Castor besuchen.
Aus der Liste der Pfarrer an St. Castor in Karden:
Franz Brühl
• Geboren am 29.01.1907 in Münstermaifeld
• Geweiht am 26.07.1931 in Trier
• Kaplan in Sulzbach und Ottweiler
• 1940 Pfarrer in Steffelen
• 1949 – 1973 Pfarrer in Karden
• Ab 1956 Dechant
Seit 1973 lebte er im Ruhestand in Manderscheid, zuletzt im Altenheim St. Josef in Kaisersesch. Dort verstarb er am 28.12.1990. Auf seinen Wunsch wurde er in Steffelen, seiner ersten Pfarrstelle, beigesetzt.
Dechant Rodermann ließ zur Erinnerung an Pastor Franz Brühl am Eingang zur Taufkapelle auf der linken Seite dieses Medaillon aus Schiefer anbringen.
Ps. 69, 10a: Denn der Eifer für dein Haus verzehrt mich.
Der Psalm-
© Marlies Michels
Fotos: Aus den Kardener Kirchenchroniken; Foto-
Quellen: Franz Brühl: Kardener Kirchenchronik Band I und II, 800 Jahre Stiftskirche
St. Castor, Karden; Jahrbuch Kreis Cochem-
Wie sah es während der Baumaßnahmen mit den Gottesdiensten aus?